Hanging Around - Sitzbank im öffentlichen Raum

Täglich reisen Millionen von Menschen weltweit mit der Bahn. Eine klassische Situation hierbei ist es auf dem Bahnsteig auf den Zug zu warten. Die Plattform eines Bahnsteiges liegt in vielen Fällen zwischen zwei Gleisen und ist folglich ein idealer Ort, um ihn mit einem raumteilenden Element zu versehen. Der Aufenthalt von Reisenden kann auf diese Art besser den jeweiligen Bedürfnissen und Wahrnehmungen angepasst werden.

Bei der Analyse wird deutlich, dass Sitzbänke häufig aus Metall, Holz und/oder Kunststoff bestehen, Materialien, die nicht nur leicht zu verarbeiten, sondern durch leichtes Reinigen hygienisch sind. Metalle als Sitzfläche werden dabei als eher kalt und unbequem wahrgenommen. Es ist also ein wichtiger Faktor bei der Gestaltung, dass Sitz- sowie Lehnflächen mit einem Material versehen werden, das sowohl "warm" als auch hygienisch ist.

Das Material Blech verleitet, dank seiner Eigenschaften, bei der Formfindung an Papier zu denken. Hierbei ist eine große Inspirationsquelle die Origami Papierfaltkunst, denn auch Blech lässt sich relativ einfach falten bzw. kanten. Der Kerngedanke war, aus der Fläche eine 3-dimensionale Form entstehen zu lassen und es wurde Wert darauf gelegt, eine wirtschaftliche Konstruktion zu finden.

Nach Modellversuchen in Papier und Optimierung im 3ds Max erfolgte die Umsetzung der Entwurfsidee im 1:10 Blech-Modell, aus dem sich schließlich die definitive Konstruktion der Sitzwand ergab. Schnell wurde deutlich, dass die Wand sich aufgrund der einwirkenden Kräfte von Sitzschale und Benutzer nicht von allein trägt. So ergibt sich bei der Ausführung nun folgende 3-Teiligkeit: Sitzschale, Metall-Rückwand sowie Beton-Rückwand.

Das Sitzschalen-Element besitzt Haken, die zum Einhängen an die Metallrückwand, die wiederum Schlitze in Stärke des verwendeten Metallbleches (bspw.1,5cm) aufweist, dienen. Sitzschale und Metallrückwand sind so konstruiert, dass beim Hinsetzen das Phänomen der Federung auftritt. Zudem wurden Sitz-und Lehnfläche mit Esche bedeckt (verdeckte Verschraubung des Metalls mit der Betonrückwand).

Entwurfsziel war es eine originelle Sitzwand aus Blech für den Bahnsteig zu schaffen. Entstanden ist eine dekonstruktivistisch anmutende Trennwand, die nicht nur zwei Gleisabschnitte voneinander separiert sondern den Reisenden durch Ausformung einer eigens für ihn geschaffenen Sitzschale zumindest ein geringes Maß an Intimsphäre im Reisetrubel gewährt.

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Drei Einzelelemente sowie drei Materialien verschmelzen zu einem Objekt: das warme Element Holz für Sitz-und Lehnflächen, gefaltetes satiniertes Metall-Blech und ein stabilisierender Betonblock. Das das Sitzen obendrein zum kleinen Erlebnis für den Nutzer wird, geschieht durch Nachfedern der Sitzschale beim Hinsetzen. Alles in allem entsteht ein Produkt, das die Eintönigkeit der Bahnhofssitzgelegenheiten aufwerten würde.

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