digilogs

OpStairs

Bei der Betrachtung von Treppen in Mainz und anderen Städten ist auffällig, dass Treppen im öffentlichen Raum oft auf die reine Funktion der Höhenüberwindung reduziert sind und die Gestaltung dabei in den Hintergrund rückt.

Besonders im Bereich des öffentlichen Verkehrs wie z.B. U-Bahnhöfen sind solche funktionalen, aber in ihrer Begehung auf Dauer monotonen Treppen die häufigste und oft einzige Verbindung zu Anschlussstellen.

In der Kunst hingegen wird das gestalterische Potential der Treppe bis aufs Äußerste ausgereizt. Der eigentliche Nutzen oder die Benutzbarkeit einer Treppe steht dabei im Hintergrund.

Dabei findet man nicht nur Objekte, in denen die Treppe selbst als reine Skulptur dient, sondern auch Objekte und Oberflächen, in denen Treppenstrukturen als dekoratives Element verwendet werden.

Grundidee

Das je nach Betrachtungsposition geschlossene oder offene Struktur- bzw. Stufenbild erster Falt- und Modellversuche bot die Möglichkeit, beide Strukturaspekte in einer Treppe zu verbinden: die „bewegte Struktur“ in Form einer Unterkonstruktion, die bei Begehung der Treppe von unten nach oben sichtbar ist einerseits und eine „statische Struktur“, auf den Trittstufen andererseits, die sich beim Begehen von oben nach unten, je nach Standort des Betrachters, von einem Gesamtbild in die Teilformen der Struktur auflöst. 

Anhand eines CAD Versuchsaufbaus von bandförmigen Treppenstufen mit einer darunter eingeschobenen Rampe mit Linienraster und anhand der Simulation eines möglichen Bewegungsablaufs konnte ich Neigungswinkel und Abstandverhältnis des Rasters im Bezug auf die gesamte Treppenbreite untersuchen, um den größtmöglichen Bewegungseffekt zu erzielen.
Diese Erkenntnisse wandte ich auf weitere Modellversuche an.

Konstruktion

Detaillierte Überlegungen über eine konstruktiven Lösung führten zur erneuten Überarbeitung und Vereinfachung der komplexen Form. Dabei wird die innere Spiralform zu Plattenelementen aufgelöst, die die äußere Treppe vertikal durchdringen.

Diese bilden in der jetzigen Konstruktion jeweils eine Art Endlosband und dienen als Steckelemente, um die U-förmigen Ober- und Unterteile der Außentreppe miteinander zu verbinden.

Horizontale Steckelemente in gleicher Breite wie die Endlosbänder werden nach jeder aufgesteckten Trittstufe eingesetzt und verbinden diese mit dem als nächstes nach unten folgenden Unterteil der Außentreppe.

Durch den horizontal wie vertikal diagonalen Versatz der Elemente in Verbindung mit einer Blechdicke von 4mm wird eine enorme Stabilität der Konstruktion erreicht, die durch zusätzliches Setzen von Schweißpunkten und -nähten an den Kontaktstellen der Elemente verstärkt wird.

mara.pdf

Die Opstairs (Abwandlung von „upstairs“; „op“: Abkürzung für „optic“) lebt von der Vielseitigkeit. Je nach Standort bietet sie dem Betrachter einen anderen optischen Eindruck.

Beim Betreten der Treppe verändert sich das Linienraster der Innenstruktur von breit zu schmal und von schmal zu breit im Wechsel. Die Eigenbewegung des Betrachters verstärkt dabei eine suggerierte Bewegung durch das Linienraster.

1    2    3    4    5    6